Tourdates

23.05.2001 Titty Twister / Dresden
25.05.2001 SO 36 / Berlin
26.05.2001 Open Air / Bittstätt
01.06.2001 JFZ -Liveclub / Neuruppin
07.06.2001 Kulturzentrum / Mainz
08.06.2001 Alarm / Zwickau
09.06.2001 Lindenpark / Potsdam
22.06.2001 Riders Cafe / Lübeck
23.06.2001 Lahneck-Festival / Lahneck
30.06.2001 Fischermans OÄ / Langenau
20.07.2001 Open Air / Halbendorf
03.08.2001 Krach am Bach / Beelen
11.08.2001 Gassenfest / Eberbach
12.08.2001 Taubertal / Rothenburg
24.08.2001 Rock im Hinterland / Obrigheim
25.08.2001 Ralley Monte Lugau / Lugau

19.-23.09.2001 Schweiz

04.10.2001 Alte Mälzerei / Regensburg
05.10.2001 Live Club / Bamberg
13.10.2001 Festival / Aschaffenburg
19.10.2001 Sumpfblume / Hameln

SPEKTAKEL: MADONNA HIP HOP MASSAKER:Heavy Rotation:(Potential Allstars)

Gorgeous! Kennt ihr das, wenn da eine Stimme die perfekte Balance zwischen verträumtem Sehnen und gelangweilter Am-Arsch-Vorbeigehheit hält? Klar kennt ihr das, indifference and longing in umarmender Verschwisterung, das ist of course New Wave, das ist Blondie, wie sie klingt auf "Detroit 442", das ist early Kim Wilde, vorgestellt mit besserer Frisur, das ist decidedly Pop. Genauso singt Miss Megatrance auf diesem Meisterwerk des umtriebigen Triumvirats. Catchy wie die Ladytrons perlen diese Songs mit ihren synthetischen Streichern, den bösen, aber gezähmten elektrischen Gitarren, die am Pop-Disko-Türsteher vorbeigeschmuggelt wurden, aus meinen 15 Jahre alten Schneider-Boxen. Ich muss an die erhebenderen Momente der seligen Heart Throbs denken, an die Stücke, die Momus für Kahimi Karie schrieb, an Sarah Cracknell - wenngleich hier in keinem Moment wiedergekäut wird. Es ist bloß das Gefühl, welches sich nach dem dritten Hören immer bei gutem Pop einstellt: dass man die Songs schon seit früher Kindheit kennt.

"Heavy Rotation" klingt, als hätte sich die katatonische Verkrampftheit des Postmodernismus endlich zugunsten neuer Selbstverständlichkeit radikalen Nebeneinanders gelöst. Das ist Musik, die sich perfekt beim Für-die-Party-Zurechtmachen hören lässt, von der man sich aber optional auch das Herz brechen lassen kann. Früher hätte man von Doppelcodiertheit gesprochen, ich möchte es wahlweise lieber schön oder die Wiedergeburt der Popmusik in Deutschland nennen. Zwischen neuer Ehrfurchtsschauder erregen sollender Tiefigkeit a la Kante - mit ungefähr so viel Sinn für Humor wie Botho Strauß - und bemühter Kitsch-Doofigkeit (hach sind wir ironisch und trashig) im Ausverkauf wie bei Stereo Total beschreiten die Drei hier mit schlafwandlerischer Sicherheit einen Weg, der Dichotomien wie diese souverän in den Orkus der Beschränktheit verweist.

Das heißt, dass hier zwar die Oberfläche zu neuen Ehren kommt (remember Oscar Wilde saying "Nur oberflächliche Menschen urteilen nicht nach dem äußeren Erscheinungsbild"), der Glamour aber nicht zum Verhinderer von Reflexivität und künstlerischer Ambition wird. Catchiness schließt hier weder Ausgefeiltheit und Komplexität aus noch degradiert sie die textuelle Seite zu lediglich stimmungs-, nicht aber bedeutungstragendem Beiwerk. MHHM kennen das Gefühl verlorener Unschuld in unter Info-Bombardements ächzender Zeit, in der leben zitieren bedeutet, dieses komische Gefühl, als hingen überall Kameras, als schauspielere man nur, selbst wenn man allein ist. Aber: Sie haben es nie nötig, solche Erkenntnisse an große Intellektuellenglocken zu hängen. Man hört "Heavy Rotation" an: Die das aufnahmen sind schlau und können sich trotzdem anziehen.

Thomas Hübener

Kontakt: info@madonnahiphopmassaker.com